0049 176 64 67 81 40 info@juliahanke.de
TEILEN

Das Buch von Dr. Windy Dryden basiert auf dem Beratungskonzept und der psychotherapeutischen Methodik „Rational Emotive Verhaltens Therapie, welche von dem in Amerika berühmten Dr. Albert Ellis erfunden und weiterentwickelt wurde.

Diese Methodik ist Teil der Kognitiven Verhaltenstherapie. Die Grundidee der Kognitiven Verhaltenstherapie kann als Fazit auf das folgende, berühmte Zitat des griechischen Philosophen Epiktet zurückgeführt werden:

Nicht die Dinge an sich beunruhigen die Menschen, sondern ihre Betrachtungsweise führt zur Beunruhigung.

Der therapeutische Ansatz der REVT wäre entsprechend:

Nicht die Dinge an sich beunruhigen die Menschen, sondern ihre starre und extreme Betrachtungsweise führt zur Beunruhigung.

Auf das Thema Selbstdisziplin angewendet, entspricht dies folgender Aussage:

Menschen handeln in einer selbstundisziplinierten Weise, wenn sie an starren und extreme Ansichten festhalten, die ihre Selbstdisziplin gefährden.

Solange Menschen an diesen starren und extremen Forderungen festhalten, werden sie alles daran setzen, diese Forderung so schnell wie möglich zu erfüllen. Und das bringt in der Regel eine selbstundisziplinierte Handlungsweise mit sich.

Ein Beispiel: Wenn Sie versuchen mit dem Rauchen aufzuhören und Sie behalten Ihre starre und extreme Überzeugung, dass es unerträglich ist, wenn Sie nicht sofort erhalten, was Sie möchten, dann werden Sie erst dann Ruhe geben, wenn Sie eine Zigarette geraucht haben.

Ich würde es folgendermaßen ausdrücken: Solange Sie der Überzeugung sind, dass Sie etwas haben müssen, nur weil Sie es sich wünschen, dann werden Sie danach gieren, es zu bekommen.

REVT liefert ein einfaches „situatives ABC-Modell“ , das die Ursachen für selbstdiszipliniertes und selbstundiszipliniertes Handeln erklärt. Diesen Teil des Buches habe ich vereinfacht und beschreibe das Modell in eigenen Worten:

Fast alle, die ich bisher in meinen Coachings kennengelernt haben, sind der festen Überzeugung, dass sie rational und logisch denken. Die meisten Menschen denken jedoch weder rational noch logisch.

Der erste schwerwiegende Denkfehler, der sich bei vielen Menschen einschleicht, ist die feste Überzeugung, dass andere Menschen Macht über ihre Gefühle haben. Und dass eine Situation die Ursache für ein ganz bestimmtes Gefühl ist. Also zum Beispiel: Meine Chefin hat mich verletzt, da sie mich angeschrien hat. Eigentlich müssten wir sagen, ich habe mich selbst darüber verletzt, dass meine Chefin mich angeschrien hat!

Und was denken Sie angesichts der Aussage? Ist das Anschreien durch die Chefin Ursache für die Verletzung?

Nun, ich vermute, dass Sie wie fast jeder sofort antworten: „Ja!“. Und genau das ist der eingeschlichene Denkfehler. Also nun zur logischen Beweisführung, dass dies nicht den Tatsachen entspricht.

Stellen Sie sich nun also vor, wir müssten wissenschaftlich beweisen, dass das Anschreien Ursache für unser Gefühl ist. Also befragen wir alle Erdbewohner. Denn wenn wir wissen wollen, ob der Satz stimmt, dann müssten alle sich fragen, ob sie sich in dieser Situation auch verletzt fühlen. Wenn alle ja sagen würden, und nur dann, wäre dies ein Indikator dafür, dass die Aussage „meine Chefin hat mich verletzt, da sie mich angeschrien hat!“ logisch wäre.

Aber wie Sie feststellen werden, es gibt Menschen, die sich in dieser Situation nicht verletzt fühlen. Also kann es rein logisch nicht die Situation sein, die die Ursache des Gefühls ist. Also, was ist es dann?

Es findet im Kopf statt. Die Entscheidung, wie wir uns in bestimmten Situationen fühlen, beeinflussen wir ganz alleine. Um eins vorwegzunehmen. Es geht nicht darum, dass wir uns negative Situationen schönreden, denn das wäre wiederum ungesund. Es geht im ersten Schritt lediglich um die Erkenntnis, dass wir mit unseren Gedanken maßgeblich darüber entscheiden, ob unsere Gefühle, bezogen auf eine bestimmte Situation, angemessen oder eben nicht angemessen sind. Gleich vorweg: Sich verletzt zu fühlen, ist ein Gefühl, dass nicht angemessen ist und was blockiert.

Aus diesem Grund erläutere ich nun das ABC-Modell in der Theorie etwas genauer. Als Basis hierfür nehme ich die Ausführungen des Autors als Leitplanke:

Das ABC-Modell besteht aus vier Hauptbereichen: Aus der Situation, dann dem „A“ als aktivierendes Ereignis (activity), aus der Überzeugung (B=Believe) also die innere Einstellung und aus „C“, den Konsequenzen (consequences)

Ihre Reaktionen entstehen nicht im leeren Raum. Vielmehr denken,  fühlen und handeln Sie in einer speziellen Situation. Die Situation ist eine neutrale Beschreibung. Diese betrachten wir neutral, und das gilt sowohl für diszipliniertes als auch für undiszipliniertes Handeln.
Ob wir diszipliniert oder undiszipliniert auf diese Situation reagieren, ist in der Regel einem Schlüsselaspekt der Situation geschuldet. Dieser Schlüsselaspekt wird als aktivierendes Ereignis (A=Activity) bezeichnet.

Grundannahme ist, dass die Situation nicht Ursache für die darauf folgenden Emotionen und das Verhalten ist, auch wenn diese eine unmittelbare Reaktion darauf sind.

Vielmehr werden die Emotionen und das Verhalten in erster Linie durch unsere eigenen Überzeugungen in Bezug auf „A“ verursacht.

Es gibt drei Arten von Konsequenzen, wenn Sie eine Überzeugung in Bezug auf die Situation aufrecht halten:

  1. Sie durchleben eine bestimmte Emotion.
  2. Sie handeln in einer bestimmten Art.
  3. Sie denken in einer bestimmten Art.

Um mit dem Modell arbeiten zu können, ist es sinnvoll, sich einige Punkte näher zu betrachten.

Ein „A“ ist in der Regel eine Schlussfolgerung, die wir in einer bestimmten Situation machen und muss von der Situation oder dem aktuellen Ereignis unterschieden werden. A geht über die reine neutrale Beschreibung der Situation hinaus. Meist schleichen sich hier bereits erste Befürchtungen und Spekulationen zur Situation ein.

Der Autor macht dies an folgendem Beispiel deutlich. Dieses Beispiel nutzt er im weiteren Verlauf, um die Folgen der verschiedenen rationalen und irrationalen Denkweisen zu veranschaulichen.

Stellen Sie sich vor, dass Ihre Chefin Sie am Ende des Tages auf einen Drink bittet. Sie sind der Überzeugung, dass sie Ihnen eine Zigarette anbieten wird. Sie haben gerade das Rauchen aufgegeben und laufen Gefahr, dass Angebot anzunehmen.

Demnach wäre die neutrale Beschreibung der Situation:

„Meine Chefin hat mich auf einen Drink eingeladen.“

Während Ihr aktivierendes Ereignis wie folgt lauten könnte:

„Meine Chefin wird mir eine Zigarette anbieten und ich werde sie annehmen!“

Wie Sie bei diesem Beispiel erkennen können, ist die „Situation“ nichts anderes als eine reine Beschreibung der Fakten, während „A“ (das aktivierende Ereignis) Ihre Gedanken beschreiben, die Sie sich in Bezug auf die neutrale Situation machen. Dieser Aspekt, dieser kleine aber feine Unterschied, ist der Schlüssel für Ihr ABC-Modell, da es Ihnen dabei hilft, den Aspekt der Situation zu erkennen, auf den Sie emotional reagieren. In diesem Moment eventuell mit Angst, dass Sie die Zigarette annehmen werden.

Wenn Sie eine starke emotionale Reaktion auf eine Situation oder ein Ereignis haben, dann repräsentiert A (aktivierendes Ereignis) Ihre persönliche Schlussfolgerung, die Sie der Situation zuschreiben.

Ich halte diese Unterscheidung für sinnvoll, da Sie sich mit dieser Unterscheidung bewusst machen können, was denn genau in dieser Situation mit Ihnen passiert. Es kann sogar sein, dass Sie die Welt nicht mehr verstehen, wenn andere nicht nachvollziehen können, warum Sie sich gerade so aufregen.

Wenn ich mit Menschen arbeite, dann investiere ich in dieser Phase so viel Zeit, bis eindeutig klar ist, um was es genau geht. Und das nur an einem Problem oder einem Thema, da eine Situation oft von mehreren Problemen überlagert wird. Wenn Sie diese Situation beschreiben, dann achten Sie darauf, dass Sie ein konkretes Erlebnis vor Augen haben. Also eine konkrete Situation schildern können, um somit direkten Zugang zu dem Erlebten zu haben. Das erleichtert das Arbeiten mit dem Modell.

Im nächsten BLOG finden Sie die genaue Erläuterung, wie das Naturell von rationalem und irrationalem Denken ist. Dies ist die nächste Etappe auf dem Weg vom irrationalem zum rationalem Denken.

Julia Hanke