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Bevor wir im Zeitalter der digitalen Welt angekommen sind, saßen unsere Vorfahren an Lagerfeuern und erzählten sich Geschichten. Geschichten, denen allen gespannt zuhörten und die das Zeitgeschehen bewahrten. Geschichten inspirierten die nachfolgende Generation, ihren Weg zu finden und sich in der Welt zurechtzufinden.

Seither hat sich die Welt gewandelt, aber eines ist gleichgeblieben: Geschichten und Gleichnisse helfen uns, neue Erkenntnisse zu gewinnen und sie wecken Emotionen in uns. Sie erinnern uns an Erlebnisse oder entführen uns in spannende Welten, die wir miterleben, als wären wir direkt daran beteiligt. Aber vor allen Dingen fällt es uns sehr viel leichter, Dinge zu verstehen.

Das ist auch der Grund, warum ich bei der Vermittlung der Talentleitmotive von Gallup, die ich in meinen Trainings nutze, gerne mit Geschichten arbeite, die ich ihm Laufe der Zeit erlebt habe. Weil sie die Talentleitmotive so echt werden lassen. Talentleitmotive sind kein abstraktes Konstrukt mehr, sondern sie werden zu einer Lagerfeuergeschichte und an gute Lagerfeuergeschichten erinnert man sich nicht nur gerne, sondern lernt von ihnen.

Gerade vor ein paar Wochen bin ich wieder in den Genuss einer solchen Geschichte gekommen, nachdem ich meiner Kundin eines ihrer Talente erklärt habe und wie sich dies in meinem Leben ausgewirkt hat.

Wir sprachen über ihre Anpassungsfähigkeit und ich erzählte, dass meine beste Freundin aus meiner Kindheit genau dieses Talent im Übermaß hatte. Um nicht zu sagen: Sie sprudelte förmlich über! Anpassungsfähige Menschen lieben es, Abenteuer zu erleben. Sie lieben es dynamisch und sie lieben es, Hürden zu bewältigen. Meine Freundin war Expertin darin, jeden Tag diese Abenteuer zu inszenieren. Langweilig wurde es mit ihr nie.

Bereits um sieben Uhr klingelte sie in den Ferien an der Tür, so dass nun jeder im Haus wach war und ich wusste auch kurz danach, dass ich schnellstmöglich nach unten kommen sollte, da einmal mehr ein spannendes Abenteuer auf uns wartete.

Nun könnte leicht der Eindruck entstehen, dass ich vor Freude aus dem Bett gehüpft bin. Das war aber nicht so. Ja ich war glücklich darüber eine solche großartige Freundin zu haben. Wenn ich nicht einfach ganz anders gestrickt gewesen wäre und andere Pläne gehabt hätte: Jeden Abend nahm ich mir fest vor, mein erstes großes Kunstwerk zu malen und meinen Puppen neue Kleider zu nähen. Musik zu hören und zu meinem anderen guten Freund zu gehen, um Blindenschrift zu lernen. Aber sie hatte unschlagbare Argumente, so dass ich mich ihren Plänen angeschlossen habe: Sie war einfach viel muskulöser als ich und der Sieger aus dem Ringkampf durfte über den Tag entscheiden.

Und so kam es, dass ich mich in meinen Ferien plötzlich in einem Schlauchboot auf dem Bach hinter ihrem Haus befand und auf dem Weg war, Frankreich zu erobern und die Grenze befand sich ein Kilometer gegen den Strom. Bereits nach 10 Metern hatte ich die Lust verloren. Ich, sie blühte regelrecht auf. Der Gedanke, dass wir nun bald die französische Grenze erreichen, spornte sie an. Und das jeden Tag in den Ferien! Ich muss nicht erwähnen, dass ich ein schwerwiegendes Trauma davongetragen habe. Sobald ich das Wort rudern höre, nehme ich meine Füße in die Hand und bin so schnell wie es geht weg!

Der Anpassungsfähige hingegen, liebt das Abenteuer und es ist wirklich nicht schwierig zu erraten, dass nach dem Bootsausflug weitere Abenteuer auf mich warteten, die wirklich nichts mit Malen und Nähen zu tun hatten.

Genau diese Geschichte habe ich vor ein paar Wochen meiner Kundin erzählt und ganz spontan fing sie an zu lachen und verkündete: „Wir hätten einen Freundinnentausch machen sollen!“ Meine Freundin wollte immer malen und ich wäre doch so viel lieber mit Deiner Freundin Boot gefahren. Ich wäre dann mit Deiner Freundin auf Abenteuerreise gegangen und abends hätten wir Euch unsere Geschichten erzählt. Dann hättet ihr diese am nächsten Tag malen können! Wären wir nicht alle viel glücklicher gewesen!“

Ist es nicht eine wunderbare Geschichte, die davon erzählt, wie unterschiedlich wir sind und wie viel Freude es bringen kann zu erkennen, welche Talente man hat? Nicht, dass ich meine damalige Freundin weniger mag, ich hätte nur viel früher in meinem Leben angefangen, mir Zeit für die Dinge zu nehmen, die ich mag. Und das ist es doch, was im Leben zählt: Dass Du das im Leben machst, was für Dich wichtig ist!

Und ganz klar, dieses Wissen macht den Unterschied, wenn es darum geht, den richtigen Job zu finden. Denn meine Freundin aus meiner Kindheit war sehr erfolgreich unterwegs im Außendienst. Immer auf der Straße und jeden Tag gab es viele unerwartete Ereignisse, die sie regeln musste. Und da sie so gut war, wurde sie befördert! Sie bekam die Stelle als Leiterin für den Innendienst! Es dauerte keine sechs Wochen, bis sie erkannte, dass diese Art des Jobs ohne unerwartete und spannende Ereignisse