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Die letzten Wochen habe ich viel Zeit in Wartezimmern verbracht. Es war eine Zeit der Unsicherheit. Eine Zeit, in der ich nicht wusste, wie die schwierige Situation entwickeln wird.

Früher dachte ich in Schwarz und Weiß. Ich dachte, dass man sich entweder gut oder eben schlecht fühlt. Ich war sozusagen immer abhängig von meinen Gefühlen. Mal waren diese Gefühle positiv und mal waren sie einfach nur fast nicht zum Aushalten.

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Wie das Denken, sich auf die eigene Stimmung und Gefühle auswirkt, fasziniert mich zunehmend. Wir sind unseren Stimmungen und Gefühlen nicht blind ausgeliefert. Ich würde vielmehr behaupten, dass wir mit unseren Gewohnheiten oft ziemlich hartnäckig dafür sorgen, dass wir immer wieder an die selben Grenzen stoßen und hartnäckig dafür sorgen, das wir uns genau so fühlen, wie wir es eben nicht wollen: Gefühle hängen im Wesentlichen von unseren Gewohnheiten ab.

Wenn ich in Wartezimmern sitze, dann höre ich gerne Hörbücher. Und gerade höre ich „The mindful path to self-compassion“ von Dr. Christopher K. Germer. Ein unglaubliches Meisterwerk. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich je ein Kapitel immer und immer wieder angehört habe, bis ich auch das letzte Detail erfasst habe. Ein Buch gefüllt mit Erkenntnissen fürs Leben.

Eine Idee lässt mich seit Tagen immer wieder nachdenken. Die Idee, dass jeder Moment, den wir liebevoll mit uns umgehen, wie ein Samen ist, den wir säen. Ein Samen, des liebevollen Umgangs mit uns selbst. Das Gefühle im Wesentlichen durch unsere Gewohnheiten entstehen.

Unter Aspekten von Selbstliebe war es schon immer eines meiner großen Fragen, wie schaffe ich es, meine Gewohnheiten zu verändern und der Selbstfürsorge mehr Raum zu geben. Ich gehöre nun einmal leider nicht zu den Menschen, die Rituale und Routinen lieben.

Was also tun? Als ich dieses Bild von dem Samen in mir wirken gelassen habe, wusste ich sofort, wie ich es schaffe, eine neue Gewohnheit für das neue Jahr zu etablieren. Ich kaufe mir Samen für eine wunderschöne Wildblumenwiese. Jedes Mal, wenn ich mich um mich kümmere, dann lege ich einen Samen in ein wunderschönes Glas, bemalt mit einer Blumenwiese. Und das mache ich, bis die Zeit gekommen ist, die Saat real zu säen. Ich kann so sehen, wie jeden Tag, das Saatgut wächst und kann es kaum abwarten, bis die Zeit der Aussaat gekommen ist. Freue mich darauf, dass die nächste wilde Blumenwiese eine ganz besondere sein wird. Meine Wiese von Zeit, in der ich mich um mich gekümmert habe.

Ein Blumenfeld, das mich daran erinnert, dass es immer auch Raum für positive Gefühle gibt. Egal, wie schwierig es gerade ist. Ich kann damit keine negativen Gefühle wegwischen und das will ich auch nicht. Vielmehr will ich mich daran erinnern, dass es immer auch gute Momente im Leben gibt, egal wie schwierig es sein kann.

Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Ich möchte so viele Blumensamen wie ich nur kann sammeln. 

Julia