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Was soll es mir bringen, mich mit meinen Stärken zu beschäftigen?

Ich kann mich noch genau erinnern an den Moment, als ich mein Ergebnis vom Strengthsfinder zum ersten Mal gelesen habe. Es waren die kleinen großen Aha-Momente. Es fühlte sich an, als würde ich in den Spiegel sehen und zum ersten mal habe ich mich im Spiegelbild erkennen können.

Es war als ob ich zum ersten Mal die externen Meinungen über mich ausblende und nur erkenne, wie ich über mich denke. Erkannte, dass die negative Feedbacks nur negativ waren, das meine Eigenschaften für andere Menschen anders und anstrengend waren.

 

Fremdbilder sind wichtig, um zu erfahren, wie wir gesehen und wahrgenommen werden. Wir brauchen Feedback von anderen Menschen, damit wir uns weiterentwickeln können. Manchmal führen uns diese externen Stimmen jedoch auf Irrwege und einer zu kritischen Stimme, wie wir sein sollten. Die Frage ist, ob und welches Feedback uns hilft und welches uns zu einem Denken verführt, dass uns von uns selbst wegführt. Es liegt in der Natur von Menschen, dass jeder einzelne Mensch anders ist. Das ist auch der Grund, warum wir im Team mehr erreichen können, als wenn wir nur auf unsere eigenen Stärken zurückgreifen. Dennoch ist es eher schwierig, die Andersartigkeit von anderen Menschen in einem positiven Licht zu sehen, wenn genau diese Eigenschaft für uns selbst anstrengend und ermüdend ist. Hinzu kommt, dass wir dazu neigen eher die negativen Aspekte wahrzunehmen. Das war mit Sicherheit sehr hilfreich zu Zeiten, als wir vor unseren Lebensmittel noch wegrannen mussten, um zu überleben. Und es macht auch heute noch durchaus Sinn, ein gutes Warnsystem für drohende Gefahren zu haben. Wenn es jedoch um den Umgang miteinander geht, dann braucht es den Fokus auf die Stärken und weniger den Fokus auf die ganz natürlichen Schatteneffekte, die in der Zusammenarbeit mit anderen Stärken auftreten.

Stärkentests helfen uns dabei, wieder auf die eigene Stimme zu hören! Zu erkennen, welche Stärken man einbringen möchte und damit auch, was man mit den eigenen Stärken bewirken kann.

Und genau das habe ich erlebt, als ich das Ergebnis meines ersten Clifton-Strengthsfinder-Tests gesehen habe. Aber erst einmal einen kurzen Ausflug, was mir vorher passiert war und wie ich meinen Pfad meiner Stärken verlassen habe. Manche dachten damals ich wäre am falschen Ort, da ich so unglaublich empathisch bin und Tränen einfach zu meinem Leben gehören. Tränen oder wie meine Freundin sie liebevoll „Pippi in den Augen“ nennt, sind meine eine Art, wie ich Emotionen und meinem intensiven Erleben dieser Welt Ausdruck verleihe. Wenn ich Menschen in meinen Coachings erkläre, das Empathie so gar nicht weh tut, ernte ich oft kritische Blicke. Meist fällt es ihnen schwer zu glauben, dass Tränen so überhaupt nicht scherzvoll, sondern vielmehr erleichternd und bereichernd sind. Vor dem Test hatte ich solche Erklärungen jedoch leider nicht in meinem Denken und habe das Feedback, dass ich zu emotional und feinfühlig bin, einfach angenommen. Ich habe versucht, härter zu werden, da ich meinen Job über alles liebte. Damals sah ich nur die eine Möglichkeit mit dem Feedback umzugehen. Nämlich mich zu verändern und härter zu werden, denn schließlich wollte ich den Job auch weiterhin machen.

Ich habe mir damals gesagt: Du wirst nie wieder im Büro eine Träne vergiessen. Dieses Müssen hat mir jegliche Energie und jegliche Freude an meinem Job geraubt.

So entstehen die kleinen Desaster, die zu riesigen Energievampiren mutieren, wenn sie nur genug Futter erhalten. Ich habe aus der Liebe zum Job heraus, dass Feedback einfach unkritisch angenommen und als Wahrheit angesehen. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich gehört habe, dass ich zu emotional bin. Ich war davon überzeugt, dass ich mich verändern muss, wenn ich meinen Job weiterhin machen möchte. Ich habe mich zu etwas gezwungen, was ich nicht bin und noch viel schlimmer. Ich bin jeden Morgen aufgewacht mit dem Satz: „Du darfst heute kein Pippi in den Augen haben!“ Das war eines der schädlichsten Erfolgsrezepten in meinem Leben. Dieser Satz hat einfach nur bewirkt, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denken konnte, als an mich unter Kontrolle zu haben. Am Ende ging es nur noch darum, dass ich nicht mehr weine und mein Job hat mir so gar nicht mehr gefallen. Ich war kurz davor, alles einfach hinzuschmeißen. Ich war ausgebrannt. Dachte sogar darüber nach, ob ich nicht besser eine Mutter Theresa werde.  Wenn ich daran zurückdenke, dann wird es mir echt bange, denn ich weiß, wie sehr das so gar nicht meine Leidenschaft wäre. Zum Glück kam es anders!

Es war eher ein Zufall, dass ich dann den Stärkentest von Gallup entdeckt habe und er hat mir geholfen, mich selbst besser zu verstehen.

 

Was für ein Glück, dass es Tests gibt, wie die von Gallup. Ich habe den gemacht und erkannt, dass es eine meiner größten Stärken ist, mitfühlend zu sein. Dass Tränen eine Ausdrucksform sind und einen Wert haben. Klar, dann habe ich erst einmal ein oder zwei Tränen der Erleichterung vergossen und bin zu der Entscheidung gekommen, dass diese Eigenschaft von mir etwas wertvolles ist. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht daran glauben konnte, dass andere Menschen dies auch so sehen. Aber ich selbst habe erkannt, dass es für mich wichtig ist, dass ich wieder zu mir finde. Und das habe ich getan. Alles andere hat sich dann fast von selbst ergeben, da ich mein Denken durch diese Erkenntnis verändert habe.

Es hat mir Mut gemacht, für mich einzustehen!

 

Zu der Zeit damals hatte ich noch nicht viel gelesen zu Selbstmitgefühl, aus heutiger Sicht habe ich verstanden, dass dies der erste Schritt zu mehr Mitgefühl für mich selbst war und ich damit neue Wege gehen konnte. Ich habe dank dem Test erkennen können, nicht nur wer ich bin, sondern auch, wie ich wahrgenommen werden möchte. Als eine empathische Person, der es wichtig ist, wie es anderen Menschen geht. Als eine Persönlichkeit, die etwas bewirken kann. Es hat mir geholfen, mich zu erklären, anstatt einfach nur ein Feedback anzunehmen und mich zu verleugnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mit meinem damaligen Chef über das Thema gesprochen habe und darum gebeten habe, dass ich gerne dem Team erklären möchte, dass ich gerne für sie arbeite und wie wichtig diese Aufgabe für mich ist. Ich das Go brauche, dass sie meine Empathie als etwas wertvolles betrachten und ich ohne ihre Unterstützung hier nicht weitergehen kann. Und er hat mir nicht nur erlaubt, dass ich mit dem Team spreche, er hat einfach nur gezeigt, dass er hinter mir steht. Egal, was kommt.

Dieser Moment der Selbsterklärung wurde zu einem Teil meiner Lebensgeschichte!

 

Der Test hat mein Leben verändert. Ich habe meinen Kollegen erklärt, dass Empathie eine meiner Stärken ist. Was meine Tränen bewirken. Das wichtigste, was ich gesagt habe, war jedoch etwas ganz anderes. Ich habe gesagt, dass ich meine Job liebe und ihn gerne mache. Dass ich ihn jedoch nur machen kann, wenn sie auch meine Empathie schätzen. Dass es mir schwerfallen würde, hier wegzugehen, dass ich jedoch gehen würde, wenn sie meine Art nicht als wertvoll ansehen würden. Das war ein sehr emotionaler Moment. Und es ging anders aus, als ich dachte. Und meine Tränen flossen und glichen eher einem Wasserfall. Die Überraschung war für mich daher um so größer, als ich sogar eine Art Rolle als Empathie-Beauftragte erhielt. Ich wurde nicht nur akzeptiert, sondern meine Empathie wurde als etwas besonderes angesehen.

Genau darum ist es von Zeit zu Zeit wichtig, sich nicht nur auf die Feedbacks von anderen zu verlassen, sondern Zeit darin zu investieren sich selbst kennenzulernen. 

 

 

Und dabei ist das wie oder welche Methodik ihr benutzt erst einmal nicht entscheidend. Vielmehr, dass ihr diesem Denken Raum gibt und ihr Eure Stärken versteht und wahrnimmt.